DSC00524Welch ein Spaß, wenn ein macho-macho-italo-Nachbar ein ganz kleines, kaum wahrnehmbares Morgengrußnicken herauspresst.
Mich nicht zu grüßen, wäre sehr unhöflich, da ich in der italienisch-griechischen Männerrunde der Oberstadt irgendwie doch angenommen wurde.
Also geschieht neuerdings das Grüßen, wenn auch klein und mit zusammengebissenen Zähnen.
Natürlich grüße ich zurück.
Es gibt nur wenige Menschen, die ich nicht grüße.
Den Ekelpapst, den grüße ich nicht. Das ist fast wie ein Duell, wenn unsere Wege sich kreuzen. Wir schauen uns an. Nickungslos. Wer zuckt, verliert.
Von den Rößler-Rentnern grüße ich auch nur einen, mir bekannten, ehemaligen Getränkegroßhändler. Der Rest ist mir einfach zu blöd.
Einen gibt es noch, den grüße ich nicht und weiß gar nicht, warum nicht.
Er wohnt direkt gegenüber. Seit fünfzig Jahren. Wir sehen uns fast täglich und achten beide darauf, uns nicht in die Augen zu schauen. Nähme ich es genau, wäre dieser Nichtgruß, einer schaut nach links, einer nach rechts, auch ein Gruß. Irgendwie.
Ich kenne Menschen, denen diese Grüßerei in Kleinstädten ganz schrecklich auf die Nerven geht. Es ist ja auch absurd. Mit fast allen Menschen, die mich grüßen, hab ich noch nie mehr als drei Worte gewechselt.
Waltons² könnte man sagen, auch wenn es nur die Wahrung der Form an der Oberfläche ist.
Seit Kurzem trage ich an kalten Tagen eine neue Mütze. Erich nennen mich Freunde und Bekannte seither, weil diese Kappe stark an Erich Mielke, den ehemaligen Stasi-Chef erinnert.
Interessant ist, dass mich die nichtbekannten Grüßer in der Innenstadt jetzt einfach übersehen. Sie erkennen mich nicht mehr. So gehe ich inkognito und grußlos durch die Zone und finde es auch ganz wunderbar.
Gute Nacht, Johnboy.

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